Joe im Interview

Joseph ist Mitverantwortlicher des Projektes und unser Ansprechpartner. Er ist ein ruhiger zurückhaltender Mensch mit sympathischem Lachen.
Wir haben ihm mal ein paar Fragen gestellt und von sich erzählen lassen. Wir hätten nie gedacht, was er neben sozialer Arbeit noch alles gelernt hat, aber lest selber!

(Während des Interviews habe ich nur Stichpunkte notiert und hinterher auf deutsch versucht den Wortlaut wiederzugeben)

-Wie ist eigentlich dein voller Name?
Joseph Kwaku Mensah Djidah. Genannt werde ich bei meinem christlichen Namen. Wie jeder Ghanaer habe ich auch noch einen Namen nach dem Wochentag an dem ich geboren wurde, ein Mittwoch, deshalb Kwaku. Mensah verrät, dass ich der 3. Sohn der Familie bin und Djidah ist der Familienname.

-Wo bist du aufgewachsen?
In einem Stadtteil von Accra. Meine Eltern und meine 9 Geschwister leben auch noch alle dort.

-Was hast du gemacht bevor du zum Center gekommen bist?
Nachdem ich die öffentliche Schule abgeschlossen hatte, begann ich eine Ausbildung bei einer technischen Ingenieurschule, beendete diese aber schon nach einem Jahr. Eine Zeit lang war ich am Bau katholischer Kirchen beteiligt. So lernte ich einen holländischen und einen französischen Priester kennen mit denen ich zwei Jahre zusammen lebte. Bald merkte ich, dass ich im Ingenieurswesen keine Herausforderung für mich finden würde.
Ich besuchte eine weiterführende Schule und qualifizierte mich damit für die Uni. Deshalb entschied ich mich für ein Studium und machte meinen Bachelor in Kunst, Tanz und Musik. Danach wollte ich den Master machen und dazu noch Soziale Arbeit studieren. Dies war von der Universität aus aber nicht möglich und sie sagten mir, ich solle es ein paar Jahre später nochmal probieren. Also flog ich nach London und arbeitete dort zwei Jahre als Allrounder.

-Wie kamst du auf Großbritannien und wie hat es dir gefallen?
Über die Uni kam ich an Kontakte, die mir bei den Formalitäten helfen konnten. Mir hat es dort richtig gut gefallen! Es war zwar schwer in der großen Stadt Freund_innen zu finden, aber durch die ghanaische Gemeinde und meine Mitarbeiter_innen hatte ich immer liebe Menschen um mich herum.
In London warten die Menschen auf den Bus und nicht der Bus auf die Menschen. Selbst wenn ein_e Passagier_in schon knapp am Bus ist, wartet der Busfahrer nicht!

-Wärest du gerne länger geblieben?
Das Arbeitsvisum war nur für zwei Jahre, dann hätte ich 3 Jahre illegal im Land bleiben müssen, um eine längere Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Ich wollte nicht im Untergrund leben. Ich war durch meine Jobs viel auf der Straße unterwegs, wie soll ich da im Untergrund bleiben?  (lacht) Aber einige nigerianische Kollegen haben das gemacht.

-Was hast du anschließend gemacht?
Als ich wieder nach Ghana kam, habe ich es also erneut an der Uni probiert. Mir wurde gesagt, es ginge vom Stundenplan her nicht, ich habe es trotzdem gemacht, geschafft und als erster Studierender diese Fächerkombination studiert! (lacht).
Wie jeder ghanaische Absolvent begann ich dann meinen  "National Service" in einem Jugendzentrum und hängte dann noch ein weiteres in einer Schule an.
Eine Freundin erzählte mir von einer Stelle bei der ich mich bewerben solle. So kam ich in dieses Projekt.

-Was ist in dem Projekt deine Aufgabe?
Zweimal in der Woche unterrichte ich in den Schulen und spreche mit den Schüler_innen über Bildung, Fleiß, Motivation und Vernunft, über ihre Zukunft und Dinge die im Leben nützlich sein könnten.

Außerdem bin ich Seelsorger im Dorf. Viele Bewohner_innen kommen, um mit mir z.B über ihre familiären Probleme zu sprechen.
Manchmal bieten wir auch Programme und Seminare für Lehrer_innen, Eltern, Schüler_innen, die Menschen im Dorf an.
Daneben erledige ich einige Büroarbeiten für Monsignore und schreibe Berichte und Artikel für Zeitungen.

-Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich entschied mich für soziale Arbeit, um mit Menschen zu arbeiten. Dass ist das, was mir Spaß macht. Das ich helfen kann.


-Was funktioniert bei deiner Arbeit nicht so, wie du es gerne hättest?
Die Menschen hier in Nsuta haben teilweise eine andere Kultur und Mentalität, als ich sie aus Accra kenne. So kommt es manchmal vor, dass ich ihre Einstellung nicht verstehe und sie meine nicht.

-Wer muss was ändern, um die Schulbildung der Kinder zu verbessern?
Viele der Eltern waren selbst nie in der Schule. Sie kommen zurecht und verstehen nicht, warum ihre Kinder Schulbildung benötigen.
Sie und ihre Kinder müssen erkennen, dass Bildung der Schlüssel zur Zukunft ist. Außerdem müssen die Eltern mehr Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder übernehmen.
Das Gleiche gilt aber auch für die Lehrer_innen. Besonders in der Grundschule werden die Schüler_innen nicht genug gefördert.
Dazu kommt, dass die Regierung den Schulen viel zu wenige Bücher zur Verfügung stellt.

-Machst du heute noch etwas mit Musik und Tanz?
Ich habe eine Zeit lang Gruppen unterrichtet und mit ihnen Theaterstücke eingeübt, im Moment habe ich da aber leider keine Zeit mehr für. Deshalb wissen die Schulen auch nichts davon.

-Interessierst du dich daneben für andere Sportarten?
Ja! Ich habe Jahrelang Fußball gespielt und war in den Schul- und Universitätsmanschaften. Als ich noch in Accra lebte, war ich fast jedes Wochenende im Stadion um meinen Verein anzufeuern.
Ich überlege auch schon lange eine Fußballmannschaft in Nsuta aufzubauen und zu trainieren.
Es wäre auch eine gute Möglichkeit, um die Schüler_innen zum Hausaufgaben machen zu motivieren, sonst würden sie nicht mittrainieren dürfen.


Danke für das Interview!


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