Nsuta "Our School is good to learn" Die erste Schulwoche

Nsuta
,,Our School is good to learn"

Neun Jungs und ein Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren sind in der Klasse, die Erik und ich von Montags bis Donnerstags von 8 bis 2 Uhr unterrichten werden. Freitags und von 2 bis 3 Uhr sind sie in ihrer anderen Klasse.
Die Schüler kommen aus der Primary School, können aber noch nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen, um mit der regulären  Form 1 der Junior High Klasse mitzukommen.
Das Alter der Schüler ist so unterschiedlich, weil einige schon öfters wiederholt haben, das müssen sie so lange bis sie die Examina am Ende eines Jahres bestehen.
Wir hatten nicht erwartet am Montag direkt mit dem Unterricht zu beginnen. Mittlerweile wissen wir aber, wo die Schwächen der Schüler liegen und sind hinterher nicht ganz so erschöpft, wenn wir zurück zum Center laufen.

Am ,,Worship Wednesday" finden sich alle Schüler in einem Raum zusammen. Es wird gesungen, dazu geklatscht und getrommelt. Dann wird, ähnlich wie bei der Kollekte in den Kirchen hier, eine Schale aufgestellt und einige werfen etwas Geld hinein, heute wurden umgerechnet 3 € an die Schule gespendet. Das ist keine hohe Summe, aber von dem einen Cedi, den die meisten abgegeben haben kann man sich in der Cafeteria ein Mittagessen kaufen. Wir fanden das komisch und haben den Schulleiter gefragt, der meinte, dass der Schule nichts anderes übrig bliebe, wenn sie die Schule in Schuss halten wollen, da die Regierung seit einem Jahr nichts dafür überwiesen hat. Verboten ist es trotzdem wissen wir von Joseph.
Danach wurden die Schüler zum Beten aufgefordert.
Der Französischlehrer, der Schulleiter und Joseph haben hinterher noch gesprochen.
Sie haben alle betont wie wichtig es ist fleißig zu sein. Seinen Eltern zu helfen, für die Schule zu lernen, sich richtig zu verhalten, um von Gott und seinen Eltern geliebt zu werden und eine berufliche Karriere zu haben, nicht als Taxifahrer zu enden.
Die Autorität der Lehrer und die von Älteren gegenüber Jüngeren ist hier sehr wichtig.
Erwachsene dürfen Kinder, ob es ihre eigenen, ihre Schüler oder auch Fremde sind beauftragen kleine Besorgungen zu machen, Dinge zu holen oder aufzuräumen.
Für uns ist es erstmal sehr ungewohnt mit Sir und Madam angesprochen zu werden und Dinge hinterhergetragen zu bekommen. Wir wissen nicht genau wie autoritär wir auftreten müssen und was man durchgehen lassen kann.
Wir planen und freitags nochmal mit in ein paar Klassen zu setzen, um zu sehen wie sich die Lehrer  verhalten.
Letztendlich muss man aber sagen, dass die Schüler uns die erste Woche eigentlich sehr leicht gemacht haben.
Sie wollen lernen. Es war sehr schön zu sehen, wie sich die Kinder über Bücher und Texte gefreut haben und begonnen haben die Wörter in den aneinandergereihten Buchstaben zu entdecken. Zwischendurch wird es mal laut, aber das konnten wir ehrlich gesagt meistens ganz gut nachvollziehen- vor einem Jahr waren wir selber noch Schüler und haben alles dafür getan, damit die Stunden sich nicht ewig in Länge ziehen.
Einige Aufgaben waren einfach zu schwierig oder konnten nicht alle beschäftigen und wir lernen aus diesen Fehlern. In Mathe waren wir überrascht, wie weit die meisten waren und werden uns nächste Woche der schriftlichen Division widmen, aber den Schwerpunkt immer auf Englisch legen.
Wir wussten von Lehrern und Ehemaligen, das wir bei dem Unterricht von ganz vorne anfangen müssen, mussten dann in den ersten Stunden aber doch öfters nochmal zurückstecken, weil wir die Schüler doch überschätzt hatten und haben dann sogar nochmal das Alphabet in großen und kleinen Buchstaben abschreiben lassen. Die Schüler sind natürlich ganz unterschiedlich stark, einige können schon längere Texte gut lesen. Andere brauchen selbst bei den kürzeren Wörtern Hilfe.
Das wir beide Lesen gelernt haben ist ewig her. Wenn wir aber gefragt werden wie ,,have" geschrieben wird, können wir total verstehen, dass man das eher mit ,,f" schreiben würde und woher soll man wissen, dass das stumme ,,e" an so vielen Wörtern hängt? Wo das ,,e" im Englischen ja noch zusätzlich wie ,,i" ausgesprochen wird! Gleichzeitig suchen wir den Grund dafür, wie diese Jugendlichen solange zur Schule gegangen sind, aber das alles noch nicht können, es wird eigentlich erwartet, dass die Schüler mit 11 Jahren auf die Secondary gehen. Wir wissen nicht ob einige von ihnen vielleicht eine Lernschwäche haben, ob sie ihr ganzes Leben zu wenig gefördert und unterstützt wurden oder wichtigere Probleme hatten bzw. einfach die Wichtigkeit von Schule nie gesehen haben. Deswegen sind wir sehr gespannt auf die Hausbesuche.
Am liebsten wollen alle direkt in die Form 1, gut genug sein und mit den Freunden zusammen in einer regulären Klasse neues lernen. Jetzt sind sie bei uns. Wir sind für ein Jahr ihre Lehrer, aber unausgebildet. Nicht vertraut mit Lebensweisen und Erziehungsformen. Überfordert. Unerfahren. Fast gleichaltrig mit einigen Schülern. Können wir ihnen helfen? Nach der ersten Woche habe ich das Gefühl- ja. Einfach weil wir ein zusätzliches Jahr, in dem wir nicht wie normale Lehrer noch 30 weitere Schüler unterrichten und neuen Stoff durchkriegen müssen,
sondern die Zeit haben den Kindern individuelle Aufgaben zu geben und nochmal ganz von vorne anfangen können. Vielleicht werden einige der Schüler nie den Schulabschluss schaffen und vielleicht auch als Taxifahrer arbeiten, aber Lesen, Schreiben und Rechnen zu können, kann das Leben nur einfacher machen.

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