Das neue Schulsystem und die neue digitale Welt in Nsuta

Neues Schulsystem
Seit dem letzten Blogeintrag über unsere Arbeit in der Schule ist einiges passiert. Wir haben eine neue Schülerin dazubekommen, konnten dafür aber einen Schüler in die Klasse zurückgeben, nachdem wir mit den anderen Lehrern gesprochen hatten und entschieden, dass er dafür gut genug ist.
Die ersten 3 Wochen haben wir diese Klasse aus 10 Schülern unterrichtet und unser Bestes gegeben. Grammatiken erklärt, gelesen, ermahnt, gerechnet und irgendwann begriffen, dass wir etwas ändern müssen. Denn während wir bessere Schüler nicht genug fordern konnten, sind andere weit zurückgeblieben. Außerdem hatten wir oft Probleme die Klasse -die ja genau die größten Chaoten und Arbeitsverweigerer der Form 1 in sind- ruhig, im Klassenraum und am arbeiten zu halten und auch ein großes Problem: vom Abschreiben abzuhalten.
Nach einer Besprechung mit Joseph und dem
Schulleiter, wurde unsere neue Idee abgenickt. Wir haben die 10 Schüler in drei Level eingeteilt.  In dem Level 1 sind die Schüler, die teilweise die Buchstaben nicht kennen oder höchsten Zwei-Buchstaben Wörter lesen können. Die drei Schüler in Level 2 haben große Probleme sich länger zu konzentrieren, können aber einfache Wörter lesen oder kennen sie auswendig. Die stärksten Schüler sind in Level 3, sie sind richtig gut in Mathe und können (wenn sie gut drauf sind) Sätze selbstständig lesen. Manchmal vergessen wir, dass sie dennoch sehr viel aufholen müssen, um mit der normalen Klasse mithalten zu können. Level 3 sind die einzigen, die die regulären Examen am Ende des Terms im Dezember mitschreiben werden, denn durch dieses neue System verpassen sie täglich nur 1 oder 2 Std. Unterricht. Wir haben schon begonnen die Examen für die anderen in Mathe und Englisch zu entwerfen.
Wahrscheinlich werden alle die Form 1 wiederholen. Was ich in meinem letzten Eintrag über die Schule falsch geschrieben hatte ist dass die Schüler die Klasse wiederholen müssen, bis sie die Examen bestehen. Die Regierung sieht Wiederholer nicht vor, dafür fehlt das Geld. So lassen Schulen Schüler eine Klasse höchstens einmal wiederholen.

Seitdem wir die Aufteilung in Level haben vergehen die Schulwochen schneller. Uns fällt ödie Planung viel einfacher. Wir sind jetzt näher an den Schülern, man kann auch einfach mal scherzen oder kurz quatschen. Wir hatten einige Schüler zu Beginn ganz falsch eingeschätzt und haben schon einen Schüler zurück gestuft, er hatte immer bei seinen Nachbarn abgeschrieben, ohne alle Namen der Buchstaben zu kennen. Andere, die für mich am Anfang unerreichbar erschienen, beteiligen sich jetzt am Unterricht, der eben ihrem Leistungsstand angepasst ist. Sie zeigen uns, dass sie gerne zu uns kommen.

Neue digitale Welt (durch Hausbesuche)

Jetzt wo wir die Schüler schon ein bisschen besser kennen, haben wir auch mit den Homevisits gestartet.
Monsignore (Der Spitzname Monsi passt aber viel besser zu dem Pfarrer) begleitet die Homevisitis in Nsuta- also wir begleiten eher ihn.
Diese Hausbesuche sollen einen Austausch zwischen den Eltern und  uns ermöglichen, wir können das Umfeld der Schüler kennenlernen und Monsi, als Seelsorger gemeinsam mit uns nach Möglichkeiten suchen, um die schulischen Leistungen der Schüler zu verbessern, evtl. über Berufsaussichten zu sprechen oder was auch immer so anfällt.
Der erste Schüler wohnte ein paar Meter von der Schule entfernt, er zeigt sich sehr motiviert und sagt, dass er sich verbessern will, macht aber seine Hausaufgaben nicht und kann kaum lesen.
Freundlich empfangen wurden wir von der Mutter und Tante, mit der Zeit sind immer mehr Kinder dazu gekommen, die mitgehört haben. Die Mutter hat uns aufgefordert jeden Tag Hausaufgaben zu geben, um ihren Sohn am Lernen zu halten, was wir sehr gut fanden.
Monsi hat viel gesprochen, wir konnten, das loswerden was wir sagen wollten und er hat es dann auf Ewe übersetzt. Zwischen dem mittlerweile schon vertrauten Klang der Ewe-Sprache, haben wir immer wieder das englische Wort "digital" gehört. Hinterher hat er uns erzählt, worüber er gesprochen hat: "The new digital world. Even as a farmer you need to know how to read and write." Die Schüler sollen verstehen, dass das was sie in der Schule lernen, über ihr ganzes Leben entscheidet. Egal welchen Traumberuf sie nennen, die Schulbildung sei in der neuen Welt die Grundlage für jeden Erfolg. Es bleibe den Menschen nichts anderes übrig als mitzuhalten, sonst würden sie abgehängt sein und  in einer anderen Welt leben, als alle anderen.
Dazu fällt mir ein Mann ein, von dem ein Lehrer letztens erzählt hat: Er hätte seine Chance genutzt und ist mit 61 Jahre auf die Senior High School gegangen. (Ab diesem Jahr ist das erste Schuljahr dieser weiterführenden Schule kostenlos)
Der einfache Bauer hatte sich dazu entschieden, weil er davor oft von anderen Händlern und Käufern ausgetrickst wurde. Dafür bekam er viel Anerkennung. Andere Schüler, die schlecht in der Schule sind, wird gesagt, dass sie ihre Chancen wegwerfen.

Wir haben jetzt schon fast alle Schüler besucht. Die meisten haben ihren Eltern nicht Bescheid gesagt, dass wir kommen, obwohl wir das vorher sehr oft besprochen hatten.
Monsi ist das schon gewohnt. Das zeige nur, dass in der Umgebung der Kinder nicht alles so ist, wie es laufen soll, das Klima im Haus nicht gut sei.
Wie man das ändern kann, wissen wir nach dem Besuch natürlich trotzdem nicht genau. Die Eltern zeigen sich auch oft machtlos über das Verhalten ihrer Kinder. Mehr könne man für die Familien nicht tuen sagt Monsi, aber es ist ein Anfang.
Für uns ist es auf jeden Fall interessant den Alltag der Schüler kennen zu lernen und die Schüler mal ohne Schuluniformen mit ihren Eltern zu sehen.

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